Wo die Weser einen großen Bogen macht...
Demenznetzwerktreffen 2023- Thema: Heimat finden und sich zu Haus fühlen"
Bericht zum Workshop 3: Wo die Weser einen großen Bogen macht...
Seelsorgerliche Angebote für Menschen mit (und ohne Demenz) durch Gesang, Musik und religiöse Rituale
mit Pfr. Oliver Vogelsmeier und Pfr. i.R. Ralf Brokfeld
Teil 1
Unser Workshop begann mit einer Einladung an die ca. 25 Teilnehmenden, sich mit Hilfe einer kleinen Phantasiereise in das eigene innere Gefühl des Elends hinein zu begeben. Unsere Elendserfahrungen sind die Erfahrungen des Auslands für die eigene Seele:
Du hast um 14 Uhr einen Facharzttermin in einer entfernten gelegenen Klinik. Weil Du die Örtlichkeiten nicht kennst, bist du extra früh losgefahren. Jetzt bist Du sehr zeitig vor Ort und hast noch mehr als eine Stunde Zeit. Deswegen beschließt Du, einen kleinen Stadtbummel zu machen.
Beim Parken deines Autos merkst du dir den Namen auf dem Straßenschild als "Rosenstraße". Als du später zu deinem Auto zurück willst um deinen Termin wahrzunehmen, findest du die Straße mit deinem Auto nicht wieder und auch das Navi in deinem Handy kennt hier überhaupt keine
"Rosenstraße".
Du bist verwirrt und gestresst und fragst Passanten nach der "Rosenstraße".....
Dann folgten in unserer Phantasiereise wenig hilfreiche Antworten.... und unsere innere Reise, mit der Suche nach dem Parkplatz des eigenen Autos, endete mit inneren Gefühlen von elend, fremdsein, verloren sein, allein sein....
Wir haben dann die Teilnehmenden gebeten, möglichst in diesem eigenen elenden Gefühl zu bleiben und haben in die Runde aus unserem Spektrum seelsorgerlicher Interventionsmöglichkeiten typische konkrete Angebote an die Teilnehmenden gemacht. Wir haben zunächst unser Angebot konkret benannt und dann in die Runde gefragt, wer dieses Angebot an sich selber erfahren möchte. Folgende Angebote wurden gemacht:
- Besuch bekommen
- Schweigen und berühren / berührt werden
- einen Segen zugesprochen bekommen, gesegnet werden....
- eine Grußkarte mit einigen guten Worten bekommen....
- ein Lied...
- ein Gedicht...
- etwas Humorvolles, Witziges...
- eine kleine Geschichte (Gleichnis)
- eine Melodie mit der Gitarre...
Die Teilnehmenden konnten sich unserem Eindruck nach sehr gut auf die angebotenen Situationen einlassen und haben mit großer innerer Anteilnahme diese besondere Form der "Heimatsuche" wie im Zeitraffer durchlebt und miterlebt. Wir haben dann diesen Teil des Programms beendet und sind wieder ins Hier und Jetzt und in zurückgekehrt.
Teil 2
Teil 2 unseres Programm bestand dann in der kurzen Benennung unserer als seelsorgerlich verstandenen Basics:
- 1. In unserem humanistisch geprägten Bild vom Menschen und in unserem theologischen Selbstverständnis gibt es eine Einheit von Körper, Selbst und Seele
- 2. In der seelsorgerlichen Haltung (innerlich und äußerlich) nimmt die Wertschätzung des Menschen durch Verbalisierung von Gefühlen einen zentralen Platz ein."Das Herz wird nicht dement".
- 3. Diese Validation / Wertschätzung wird ergänzt und begleitet durch Empathie / Mitgefühl und (selektive) Authentizität / Echtheit. (vgl. Carl R. Rogers)
- 4. Unsere Seelsorge ist sinnorientiert und sinnsuchend. Solcher Sinn beginnt im Alltäglichen (Alltagssinn), im Erspüren dessen, was ein Mensch jetzt gerade braucht und was ihm gut tut. Hunger, Durst, Geborgenheit, Ruhe....Er setzt sich fort in den biographisch gespeicherten Erlebnissen und Wertvorstellungen, die ergründet und vergegenwärtigt werden können (Lebenssinn) und endet in den religiös gegründeten Glaubenssätzen, Gottesvorstellungen und dazu gehörigen Ritualen (Übersinn).
Teil 3
Teil 3 des Workshops bestand dann aus einem von Frau Busche moderierten Gespräch über das Erlebte und Gehörte.
Berichterstatter: Ralf Brokfeld